Titel
Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern
Von Marathon bis zum Élysée-Vertrag
Abstract
Geschichtsmythen haben sich bisweilen so stark im kollektiven Gedächtnis verfestigt, dass sie nicht nur in populären Medien, sondern auch in Schulbüchern und im Unterricht reproduziert werden. In diesem Sammelband werden Mythen zu historischen Themen der Antike bis ins 20. Jahrhundert, die sich in deutschsprachigen Schulbüchern befinden, aus kulturwissenschaftlicher und geschichtsdidaktischer Perspektive beleuchtet. Bei Marathon und bei Tours und Poitiers wurde Europa gerettet, Hermann der Cherusker war ein Proto-Deutscher, das Mittelalter glaubte an eine flache Erde, die Schweiz hat in keiner Weise mit den Nationalsozialisten zusammengearbeitet, Hitler als Führer und der Elysée-Vertrag als Grundlage der deutsch-französischen Freundschaft – das sind nur einige jener Mythen, die unser Geschichtsbewusstsein und auch die Geschichtsschulbücher nach wie vor prägen. Als identitäts- und sinnstiftende Erzählungen bieten solche Geschichten Weltdeutungen und Orientierung in der Gegenwart. Welche Erzählungen sich zum Mythos verdichten und wie sie sich im Lauf ihrer Rezeptionsgeschichte verändern, das sind Fragen, die nicht nur die kulturwissenschaftliche Forschung zum Mythos betreffen, sondern auch für historisches Lernen im Rahmen des Geschichtsunterrichts relevant sind. Der vorliegende Band bringt beide Bereiche zusammen, indem er den Blick auf „Geschichtsschulbücher und ihre Mythen“ richtet. Dabei befassen sich die Beiträge von deutschen, österreichischen und schweizerischen Autorinnen und Autoren mit den Formen von europäischen und nationalen Mythen in deutschsprachigen Schulbüchern und mit deren Funktionen im Geschichtsbewusstsein der Gesellschaft. Die ästhetische Dimension von Mythen wird dabei ebenso in den Blick genommen wie die Frage ihrer politischen Verwertbarkeit – ihre mobilisierende, motivierende und orientierende Schubkraft im Sinne einer mythomotorischen Sinnstiftung. Der Mythos war in der geschichtsdidaktischen Diskussion bisher ein blinder Fleck, was sich daran zeigt, dass noch keine elaborierte Definition des Begriffs „Geschichtsmythos“ existiert. So wird in diesem Sammelband auch der Mythenbegriff umfassend reflektiert und einleitend ein Vorschlag zu einer geschichtsdidaktischen Definition des Begriffs Mythos unterbreitet, die ihre kulturwissenschaftlichen Grundlagen nicht verleugnet und weit darüber hinaus geht, Mythen lediglich als „unwahre Geschichten“ aufzufassen. Aufbauend auf diese Definition wird ausgelotet, wie die Beschäftigung mit Mythen Möglichkeiten für die Entwicklung eines reflektierten Geschichtsbewusstseins im Unterricht bieten.
Stichwort
MythenGeschichtsmythenGeschichtsdidaktikKulturwissenschaftSchulbücherSchulbuchforschungBildung
Objekt-Typ
Sprache
Deutsch [deu]
Persistent identifier
phaidra.univie.ac.at/o:1097630
ISBN
978-3-8471-0686-9
Erschienen in
Titel
Eckert. Die Schriftenreihe
Band
142
Seitenanzahl
292
Publication
Vandenhoeck & Ruprecht Unipress , 2017
Zugänglichkeit
Rechteangabe
© 2017, V&R unipress GmbH

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