Abstract
Wieder Neapel. Der neue Roman Elena Ferrantes beginnt allerdings nicht ‚unten‘, in einem ärmlichen Viertel der Stadt, sondern im kultivierten Rione Alto; nicht in den 1950er, sondern in den 1990er Jahren und nicht in einem Arbeiter*innen-, sondern in einem Intellektuellen-Milieu. Die Geschichte kreist um eine Kernfamilie, die den sozialen Aufstieg bereits hinter sich hat, und in deren Tochter – der Ich-Erzählerin – Ferrante-Leser*innen manchmal, fast unweigerlich, eine Nachfahrin der Lenù aus den neapolitanischen Romanen sehen werden. Obgleich Parallelen zur Tetralogie bestehen und die derbe Stimme Lilas – Lenùs bester Freundin und zugleich größter Konkurrentin – in zahlreichen Dialogen widerhallt, handelt es sich um eine eigenständige Geschichte: Jene der Teenagerin Giovanna, die dazu erzogen wurde, gut und wahrhaftig zu sein.