Abstract
Seit 2017, dem Jahr der letzten Ausgabe des identities. Queer Film Festival, befindet sich Österreich in einer Situation des strukturellen Umbruchs, was die Kunstförderung und Kulturarbeit im Bereich des queeren Films betrifft. Einerseits wurden kleinere Festivals gegründet, die antreten, die Lücke, die identitites hinterließ, zu schließen. (transition. International Queer & Minorities Film Festival – seit 2012; Queertactics. Queer-feministisches Film Festival Wien – seit 2019; tricky women Animationsfilmfestival mit Schwerpunkten des queeren Films – seit 2001; Porn Film Festival – seit 2018) Andererseits wurden Specials in bestehenden Filmfestivals begründet und auf- bzw. ausgebaut, um dem queeren Film vermehrt Platz einzuräumen, etwa beim This Human World Filmfestival – seit 2008. Wenngleich all diese Initiativen und Festivals die Förderung von queeren Filmen im Einzelfall mitbedienen, so ist doch insgesamt eine erhebliche Unterdotation dieser Initiativen festzustellen – sowie eine strukturelle Minderstellung gegenüber dem vergangenen internationalen Filmfestival identities, das Branchenvertreter_innen, Filmschaffende und vor allem zahlreiches Publikum nach Wien und in die Kinos brachte. Ein großes internationales Filmfestival vermag der heimischen Produktionslandschaft im Bereich des queeren Films eine adäquate Plattform zu bieten und fördert somit auch das Filmschaffen in diesem Bereich. Die vergebenen Jury- und Publikumspreise brachten Filme vor den Vorhang und wurden dadurch von der Presse mit weiterer Aufmerksamkeit bedacht. Nicht zuletzt ist die Funktion des Community-Buildings bei einem derartigen Festival wesentlicher Bestandteil der Kulturarbeit, die im Bereich des Queer Cinemas auch eine gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt – und wahrzunehmen hat.
An die 40 internationale Expert_innen und nationale Stakeholder_innen aus dem Filmbereich, der queeren Kulturproduktion, Kunstvermittlung, Filmproduktion usw. kamen im Rahmen der Veranstaltungsreihe Screenfest an sechs Terminen (online) zusammen, um Lage, Potenzial und Zukunft der Förderung von Produktion und Kulturarbeit im Bereich des queeren Kinos in Österreich und Wien miteinander und mit einem höchst interessierten Publikum zu diskutieren.