Die Forderung nach einer imitatio, die Legenden als erbauliche Texte an ihr Publikum stellen, bleibt in der Regel relativ unspezifisch und bezieht sich sehr allgemein auf die moralische Integrität des Heiligen. Dieser Beitrag untersucht, wie Konrad von Würzburg diesen legendentypischen Appell im Pantaleon für sein Publikum konkretisiert, indem er ihn auf ein Rezeptionsideal hin auslegt. Durch die direkte Ansprache an das Publikum im Prolog und durch die Schilderung von Erkenntnisprozessen der Figuren skizziert er die Modalitäten, die eine gewinnbringende Wirkung einer guten Lehre ermöglichen. Dabei kommen Literarisierungsstrategien zum Einsatz, um auf die Erwartungen und Bedürfnisse eines literaturaffinen Publikums zu reagieren und bekannte Muster für die Interpretation legendarischer Texte aufzurufen. Indem die angemessene Rezeption der Legende für die erfolgreiche Entfaltung ihres ethischen Potentials vorausgesetzt wird, wird die Verantwortung für das Gelingen des erbaulichen Anspruches der Legende letztlich dem Publikum selbst zugeschrieben.
Stichwort
Konrad von WürzburgPantaleonLegendeImitatioTristanGottfried von Straßburg