Dialogisches Selbst, Sozialer Konstruktivismus und die Stummheit des Leibes. Kommentar zu »Das dialogische Selbst: Interkulturelle Kommunikation "in"der Person?« von Barbara Zielke
Barbara Zielke (2006) bringt im ersten Heft der 2006-Ausgabe des Journals für Psychologie eine konzise Zusammenschau narrativer, sozialkonstruktionistischer und dialogischer Theorien des Selbst, um schließlich die Diskussion kritisch auf die Theorie des dialogischen Selbst zuzuspitzen. Die Kritik an den impliziten Widersprüchen und ¿halben Lösungen¿ dieser Theorie ist ihr gut gelungen; wir wollen sie nur um einige Skandierungen aus unserer speziellen Theoriewarte ergänzen. Ein Punkt bedarf aus unserer Sicht eines ausführlicheren Kommentars: Zielke weist richtigerweise auf den nur oberflächlichen Leibbezug des dialogischen Selbst bzw. auf die Notwendigkeit hin, das Theoriekonzept des dialogischen Selbst in Richtung auf eine leibliche Basis des Selbstverhältnisses zu überarbeiten. Trotz der Vehemenz ihrer Kritik löst sie diesen Hinweis weder selbst ganz ein noch unterzieht sie den Ursprung dieser oberflächlichen Berufung auf Leiblichkeit einer genaueren Erläuterung. Wir meinen, dass diese Oberflächlichkeit der Konzeptualisierung leiblichen In-der-Welt-Seins im dialogischen Selbst mit der Affinität der Theorie zum sozialen Konstruktionismus in Zusammenhang steht. Dieser geht ontologischen Fragestellungen und phänomenologischen Bestimmungen ¿ wie der um die Leiblichkeit der menschlichen Existenz ¿ typischerweise aus dem Weg. Für eine Theorie wie das dialogische Selbst, muss eine solche epistemologische Rahmung notwendigerweise zu einer Oberflächlichkeit in Bezug auf Leiblichkeit führen.
Stichwort
Dialogisches Selbst, sozialer Konstruktionismus, Dualismus, Phänomenologie der leiblichen Existenz