Kultur(en) und Sprache(n) der Asylwirklichkeit – Herausforderungen empirischer Forschung im Kontext von Unsicherheit, Verrechtlichung, Interkulturalität und Mehrsprachigkeit
Qualitative Forschung im Asylkontext wird häufig deshalb problematisiert, da einerseits das Interviewen hilfsbedürftiger, möglicherweise traumatisierter Personen besondere Zugänge erfordert oder andererseits, weil Verstehen durch sprachliche und kulturelle Fremdheit begrenzt wird. Der vorliegende Methodenbeitrag ändert die Perspektive und sieht die methodischen Herausforderungen der Datenerhebung nicht in den Charakteristika der Person sondern im gesellschaftlichen Umfeld, das „den Asylwerber“ erst schafft, bedingt. Auf Ebene der Auswertung wird ein methodisches Vorgehen diskutiert, das Mehrsprachigkeit und das Nebeneinander mehrere Kulturen nicht vorrangig als Hindernisse am Weg zum Verstehen, sondern als Chance begreift. Auf Grundlage konkreter Erfahrungen eines laufenden Forschungsprojekts zur österreichischen Asylwirklichkeit werden die methodisch relevanten Besonderheiten des Feldes dargestellt, gezeigt, wie etablierte methodische Ansätze für den Untersuchungskontext nutzbar gemacht werden können und welche konkreten Adaptionen und methodische Innovationen für Forschungen im Asylkontext nützlich sind. Zentral ist dabei zum einen der Blick auf die dem Feld eigene „Asylkultur“ und „Asylsprache“ und andererseits ein Verständnis der Interviewten nicht vorrangig als MigrantInnen sondern als RepräsentantInnen und ExpertInnen eben dieser Kultur und Sprache.
Stichwort
Refugee StudiesFlüchtlinge als ExpertInnenQualitative InterviewsKulturelle PositionierungAsylkultur