Abstract
Der Aufsatz beschreibt die Durchführung einer Provenienzforschung im Sinne der Kunstrückgabegesetzes 2009 in der Bibliothek des österreichischen Parlaments. Die Arbeit wurde bzw. wird in zwei Stufen erledigt. Im Jahr 2010 wurde im Rahmen einer Pilotstudie erhoben, ob es in der Parlamentsbibliothek überhaupt einen Bedarf nach einer Provenienzforschung gibt, und wenn ja, welchen Aufwand das erfordern würde. Aufgrund von Aktenfunden in der Bibliothek stand sehr rasch fest, dass eine Provenienzforschung notwendig ist, vor allem weil das Parlamentsgebäude als Gauhaus und Sitz der NSDAP in Wien verwendet wurde und auf diesem Weg viele Bücher ungeklärter Herkunft in die Bibliothek gelangten. Die nach Kriegsende von der Bibliothek übernommenen umfangreichen Buchbestände (15.000–20.000 Bände) aus dem Gauhaus, weisen in zahlreichen Fällen problematische Provenienzen auf. Darüber hinaus führte diese Übernahme von Gauhaus-Beständen aber auch dazu, dass die Parlamentsbibliothek heute über eine sehr umfangreiche Sammlung von NS-Literatur verfügt. Derzeit werden die relevanten Bestände der Bibliothek, die in der ersten Phase bestimmt wurden, systematisch untersucht.